Zwei Ingenieure aus der Marktgemeinde sind Herren über Kälte, Wärme und Strom
Zum Jubiläum 2019 gemeinsamer Ausflug ins Werksviertel
Seit 15 Jahren leben der Markt Waldthurn und die tschechische Stadt Hostoun
(Hostau) eine echte, unverfälschte Partnerschaft. Gemeinsame Treffen und
Unternehmungen gehören seit eineinhalb Jahrzehnten zum Jahresablauf. Zum
Jubiläum luden die Waldthurner ihre Freunde der Stadtverwaltung Hostau zu einem
Ausflug nach München ein, der es wahrlich in sich hatte. Zusammen mit
der Waldthurner Marktverwaltung, den Auslandsbeauftragten Uli Völkl, aber auch
Bürgern beider Orte fuhren sie in die Landeshauptstadt um das sogenannte
Werksviertel zu besuchen.
Neben der Hafencity in Hamburg ist das Werksviertel-Mitte im Osten Münchens
derzeit eines der herausragendsten Stadtentwicklungsprojekte in Deutschland.
Auf dem ehemaligen Pfanni-Werksgelände entsteht seit 2016 in direkter Nähe zum
Ostbahnhof ein neues Stadtquartier – 2025 soll alles abgeschlossen sein. Eine interessante Kombination aus Wohngebäuden, Gewerbebetrieben und
Kulturstätten. Auch gearbeitet wird dort und sogar sportliche Aktivitäten sind
möglich, so hat man ein altes Pfanni-Kartoffelsilo kurzerhand in eine
Kletterwand umgebaut. Empfangen wurde die deutsch-tschechische Gruppe von zwei Ingenieuren aus der
Waldthurner Marktgemeinde.
Leitender Projektingenieur und Co-Geschäftsführer der
sogenannten „werkkraft" GmbH ist der aus dem Waldthurner Ortsteil Brunnhof
stammende Franz Völkl. Gemeinsam mit seinem Mitarbeiter Dipl. Ing. Bernhard
Beimler empfing er die Gäste
aus Böhmen und der Oberpfälzer Heimat im Werksviertel.
Die energetische Versorgung mit Strom, Wärme und Kälte aller Gebäude auf
dem alten Fabrikgelände liegt laut Völkl in den Händen der Bayernwerk Natur
GmbH.
Der Projektingenieur referierte über Absorptionskältemaschinen, die
Kraft-Wärme-Kopplung oder auch Strombilanzkreise und als Beispiel für
sogenannte Areallösungen stellte er den Teilnehmern das kommunale
Energieeffizienznetzwerk vor Ort vor. „Ich kümmere mich hauptsächlich um Kälte
und Wärme, der Mann für Stromversorgung und der `Herr über alle Kabel` ist mein
Kollege Elektroingenieur Beimler, der in Woppenrieth bei Waldthurn am Gursnhof
aufgewachsen ist", erklärte Völkl weiter. „Die Idee hinter der werkkraft ist,
in einem konkreten Stadtquartier aufzuzeigen, wie eine hocheffiziente und damit
nachhaltige Energieversorgung in Zukunft aussehen kann". Das Geheimnis sei die
sogenannte dezentrale Energieversorgung, was heißt, dass der Strom fürs
Werksviertel nicht mehr aus einem großen Kraftwerk von weit herkommt, sondern
vor Ort in einem Blockheizkraftwerk erzeugt wird, was wesentlich effizienter
sei.
Schließlich besichtigten die knapp 50 Besucher die sogenannte „ALMSCHULE"
auf dem Dach des WERK3 auf einer Größe von 70 Meter Länge und 30 Meter Breite
mit Schafen, Bienen, Hasen und Gartenbau. Sie bringt Münchner Kindern und
Jugendlichen ein besonderes Stück Natur zurück in die Stadt. Dort lernen sie in
Mitmach-Workshops den artgerechten und ressourcenschonenden Umgang mit der
Natur- und Pflanzenwelt - gleichzeitig werden sie spielerisch mit
Nachhaltigkeitskonzepten, gesunder Ernährung und wertschätzender Tierhaltung
sowie Landwirtschaft und Handwerk vertraut gemacht. Das alles auf einer Dachgartenalm
mitten in der Stadt direkt am Ostbahnhof. Dort wo in Zukunft als
„Leuchtturmprojekt" wie Völkl erklärte, der neue Konzertsaal des Freistaates
Bayern im Werksviertel gebaut werden soll, befindet sich derzeit mit 80 Meter
Höhe das größte transportable Riesenrad der Welt. Genüsslich konnte die
Besuchergruppe das Gelände von oben beobachten.

Nach Rückkehr in der Marktgemeinde Waldthurn ließen
die „Jubiläumsausfügler" in der Skiclub - Skihütte an der Neuenhammerstraße den
Tag ausklingen. Bürgermeister Josef Beimler erinnerte, dass seit 15
Jahren die Partnerschaft nicht nur auf dem Papier stehe, sondern sie vor Ort
praktiziert und gelebt werde. Das Hostauer Stadtoberhaupt Miroslav Rauch dankte
für den sehr gehaltvollen Ausflug in das Werkviertel München und lobte die
harmonische Zusammenarbeit beider Orte.
Die Maßnahme ist ein Projekt des Markt Waldthurn
und wurde mit Fördermittel der Europäischen Union gefördert. Über das
europäische Förderprogramm Ziel ETZ Freistaat Bayern-Tschechische Republik
2014-2020 (INTERREG V) werden diese Mittel zum Aufbau und zur Weiterentwicklung
der bayerisch-tschechischen Zusammenarbeit im Grenzraum eingesetzt. Die EUREGIO
EGRENSIS verwaltet im Auftrag des Freistaates Bayern die Fördermittel der EU.